Jedes Jahr gehen viele MedizinerInnen für eine Famulatur, ein PJ-Tertial oder ein Forschungspraktikum ins Ausland, nicht wenige davon auch in tropische Länder wie Brasilien, Kenia oder Indien.
Doch was genau kommt da eigentlich auf mich zu? Mit welchen Krankheitsbildern werde ich bei einer Famulatur auf einer pädiatrischen Station in Ostafrika konfrontiert? Welche Medikamente sollte ich auf keinen Fall zuhause vergessen? Und wem genau nützt es eigentlich, wenn ich dort für 4 Wochen ein Praktikum mache?
Diese und viele weitere Fragen haben wir –die Projektgruppe Globale Gesundheit – versucht an einem Wochenende möglichst umfassend zu beantworten.
Dazu hatten wir uns viele spannende, teilweise bekannte, teilweise ganz neue ReferentInnen eingeladen.
Den Auftakt machte am Samstag Morgen Prof. Dr. Ralf Vonberg aus der Mikrobiologie mit seinem bereits in den letzten Jahren sehr gut aufgenommen Vortrag zu den mikrobiologischen Grundlagen ausgewählter Tropenkrankheiten, die er uns anhand von Fallbeispielen vor Augen führte.
Ebenfalls aus den letzten Jahren bekannt war Frau Dr. Susanne Wolters, die aktuell als niedergelassene Kinderärztin in Hannover tätig ist und uns von ihren Einsätzen mit der Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ berichtete.
Wer nach diesem Vortrag noch nicht genug über die Behandlung von Kindern in den Tropen gehört hatte, konnte sich im anschließenden Workshop zu „Tropenpädiatrie“ noch mehr spannende Details zu der Behandlung von Malaria, Unterernährung und Lungenentzündung bei Kindern anhören.
Für die Chirurgie-Interessierten hat Dr. Tobias Mett (PHW Chirurgie) zeitgleich über seine Erfahrungen in einem Projekt in Äthiopien berichtet.
Zum Mittagessen ging es dann mit allen TeilnehmerInnen gemeinsam in den Innenhof in I2, wo unsere fleißigen HelferInnen schon alles für das gemeinsame Grillen in der Sonne vorbereitet hatten. Durch den bisherigen Input motiviert, konnte die Pause für einen starken Austausch über alles bisher gehörte genutzt werden.
Zum Ausklang des ersten Tages zeigten wir nach dem Grillen noch für alle Interessierten den Film „First do no harm“, der die Motivation junger MedizinerInnen, für ein Praktikum ins Ausland zu gehen, hinterfragt und einige neue Denkanstöße für die Vorbereitungen und auch die Erwartungen an den eigenen Auslandsaufenthalt liefert.
Tag 2 begann ähnlich wie der Tag 1, denn Prof. Dr. Vonberg war wieder an der Reihe und gab einen kurzen Überblick über die Medikamente, die zur Standardausstattung jedes Reisenden gehören sollten.
Im Anschluss hörten wir einen Vortrag von Frau Carola Freidank aus der Bildungsakademie Pflege, die in ihrem Vortrag „Interkulturelle Kompetenzen“ aus langjähriger eigener Auslandserfahrung berichtete, worauf es im Dialog zwischen den Kulturen ankommt. Die Mehrheit der Zuhörenden war doch überrascht, durch welche gut gemeinten Kleinigkeiten es zu erheblichen Missverständnissen kommen kann, alleine durch unterschiedliche Bedeutungen von Gesten in verschiedenen Kulturen.
Ganz besonders gefreut haben wir uns anschließend über unseren Gastvortrag von Lorenz Narku Laing aus München unter dem Titel „Engagement in der Welt – Vom Unheil zur Rettung“. Der Politikwissenschaftler, der aktuell zum Themenschwerpunkt Postkoloniale Studien promoviert, regte die Studierenden an, gängige Entwicklungshilfepraxis zu hinterfragen und zu überlegen, ob europäisches Engagement in der Welt nicht vielleicht auch sinnvoller gestaltet werden könnte. Die etwas komplexeren politischen Theorien konnte der junge Dozent ansprechend und unterhaltsam rüber bringen und dadurch viele ZuhörerInnen zum Nachdenken bewegen.
Abgerundet wurde die ganze Veranstaltung anschließend noch durch Erfahrungsberichte von Studierenden, die selber im tropischen Ausland waren und einige spannende Geschichten zu erzählen hatten.
Alles in allem haben wir uns über eine sehr gelungene Veranstaltung gefreut und bedanken uns noch einmal herzlich bei allen Mitwirkenden und UnterstützerInnen, insbesondere beim AStA und beim Alumni Verein der MHH für die finanzielle Unterstützung!
Wir freuen uns schon auf das nächste Jahr!
/ak