AStA der Medizinischen Hochschule Hannover

»Climate change is the biggest global health threat of the 21th century«

Workshop der AG Klimawandel und Gesundheit der Kritischen Mediziner*innen Deutschlands

 

Am vergangene Dienstag erarbeiteten Florian und Stephanie im Wohnzimmer zusammen mit 15 Interessierten direkten und indirekten Folgen des Klimawandels.

In einem Line-Up wurden die Teilnehmenden auf die folgenden 90 Minuten eingestimmt und konnten ihren Standpunkt reflektieren bzw. Schätzungen zu verschiedenen Punkten abgeben:

  • In wie weit verursacht mein Verhalten den Klimawandel?
  • Wie viele der Klimatoten sind im globalen Süden verortet?
  • u.v.a.m

Bereits dieses Line-Up, ein Spiel, bei dem man sich zwischen zwei definierten im Polen im Sinne einer Skala aufstellt, führte zu der ersten Key-Note der beiden Referent*innen:

Es ist höchste Zeit zu handeln!

Weiter verdeutlicht wurde diesen Notwendigkeit an Fluten, einem zentralen aber neben Extremwetterlagen, vernachlässigter Aspekt des Klimawandels. So haben wohl alle von den verheerenden Folgen des Wirbelsturms Cathrina gehört, aber kaum eine*r erinnert sich an die Flut in Pakistan (2010).

Für die Zukunft sind v.a. Metropolen an den Küsten des Südpazifiks bedroht. Zumal das Paris vereinbarte 2°C-Ziel aller Voraussicht nach nicht eingehalten wird und wir uns auf eine durchschnittliche Erwärmung um 3-4°C einstellen müssen!

In einer ersten Murmelrunde haben die Teilnehmenden direkte und indirekte Folgen von Hitze (Desertifikation, Kreislaufbelastungen/Dehydratation, psychische Belastung, Harvesting Effekt u.v.a.m.) zusammen getragen.

Besonderes Augenmerk wurde auf die systemischen Zusammenhänge gelegt. So steht angesichts abnehmender landwirtschaftlich nutzbarer Flächen eine Landflucht zu befürchten, die in den Städten zu Slums und damit krankheitverursachenden Lebensumständen führen wird.

Klimaungerechtigkeit erkennen!

Während die reichsten 10 Prozent der Menschen für knapp 50 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich sind, sind es vor allem die Menschen des globalen Südens, die unter den Folgen leiden.

Reaktion auf diese Ungerechtigkeit sind »climate justice«-Bewegungen.

Eigene Privilegien nutzen – Rolle der Menschen im Gesundheiswesen

In drei Gruppen wurde überlegt, welche Maßnahmen 1. Studierende 2. Bürger*innen und 3. Mitwirkende im Gesundheitssektor ergreifen können, um die Situation zu verbessern.

Erwartungsgemäß doppelten sich viele Punkte, wie z.B. die Idee echten Ökostrom abzunehmen, das eigene Mobilitäts- und Einkaufsverhalten und im weitesten Sinne den Lebensstil anzupassen.

Mitarbeitende im Gesundheitswesen könnten zusätzlich von ihrem hohen gesellschaftlichen Ansehen Gebrauch machen und versuchen ihre Patient*innen über das Thema Gesundheit für die Folgen des Klimawandels zu sensibilisieren: Gesundheit ist ein anerkannt hohes Gut, zu dem jeder einen persönlichen Bezug hat, während CO2-Bilanzen und -Fußabdrücke theoretische und manchmal schwer fassbare Konzepte sind.

In allen drei Gruppen, aber auch in der gemeinsamen Diskussion dominierte die Forderung nach einem anderem System. Der Neoliberalismus weist die Verantwortung ab. Dabei wird ignoriert, dass nur 100 Firmen für 71 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich sind. Egal wie sehr sich jede*r einzelne anstrengt weniger klimaschädlich zu leben, solange diese Zustände nicht geändert werden, ist eine Einhaltung des 2°C-Ziels nicht möglich!

Kollektives Handeln ist nötig

Das ist kein Freibrief rücksichtslos Ressourcen zu verschwenden, verdeutlicht aber das Dilemma. Dabei konterkariert sich das bestehende System selbst, denn den 5,4 Milliarden US-Dollar Subventionen für Gas und Kohle stehen 42,7 Milliarden US-Dollar  Mehrausgaben für das Gesundheitssystem gegenüber. Das ist mehr als acht mal so viel! Wirtschaftlich ist das nicht.

Empfehlungen der Lancet Commission

Die Lancet Commission empfiehlt

  • Forschung zu den gesundheitlichen Aspekten zu fördern
  • den Ausstieg aus der Kohleenergie
  • eine Anpassung an die Folgen des Klimawandels
  • gesunde, d.h. autoarme/-freie Städte zu fördern
  • klimafreundliche Gesundheitssysteme zu fördern.

 

Die AG Klimawandel und Gesundheit der Kritischen Mediziner*innen Deutschlands besteht seit September 2017 und setzt sich aus Gesundheitsaktivist*innen aus fünf Städten zusammen.

Mehr Infos unter: https://www.facebook.com/AGKlimawandelundGesundheit/

oder bei der neu gegründeten Allianz Klimawandel und Gesundheit: https://www.klimawandel-gesundheit.de/

/jw